Mein neues Lehmwerk begann mit einem Kreuz in einem qua-
dratischen Feld. Ein Foto davon überraschte mich beim Hin- und
Herdrehen. Es kippte von positiv zu negativ, und so fühlte auch ich
mich. Über die Meinung eines Besuchers, ich hätte ein Hakenkreuz
gemacht, erschrak ich sehr, so nah war ich der negativen Seite
gekommen. Während des Bauens überfielen mich wieder tiefste
Depressionen. Ich fühlte mich wie auf der Schneide von Gut und
Böse, wie aus dem Paradies gefallen. Bücher von Thorwald Dethlef-
sen, die Frau Günther* mir empfahl, wurden eine lange Zeit meine
Begleiter und Helfer. „Baum der Erkenntnis“ dachte ich damals und
glaubte, in diesem Zustand wäre meine Lehmarbeit fertig.
Doch es stellte sich keine Freude ein. Ich war sehr bedrückt und
wusste nicht, was an diesem Objekt nicht stimmte. Und plötzlich
brach an der Ostseite ein riesiges Stück heraus. Schon früher hatte
ich das Gefühl, ich belade das Kreuz viel zu schwer. Zeitweise sah
es aus wie eine Schildkröte.
*
eine Nachbarin, deren Kinder an den Tonkursen teilnahmen.
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